Das dreiteilige Werk »Bad Bentheim Schwein« des in New York lebenden englischen Künstlers Paul Etienne Lincoln wird die Landschaft um Bad Bentheim durch die Anpflanzung von Eichen weiter bereichern. Für dieses langfristige Vorhaben gilt der Weg als Ziel, denn Lincoln baute nicht nur eigenhändig ein künstliches Schwein in seinem New Yorker Atelier, er ließ in Bentheim auch einen architektonischen Fantasiebau errichten und initiierte drittens für die Grafschaft ein soziales Netzwerk in der Tradition der hiesigen Sparklubs. Das Schwein steht nun in dem »Folly« genannten Zierpavillon auf einer kleinen Insel im Teich des Schlossparks. Zusätzlich hängt in Bad Bentheim, Schüttorf und Nordhorn je ein öffentlich zugänglicher Sparschrank, der von Bürgern der Grafschaft unterhalten wird. Deren Erträge sollen einerseits die Baumpflanzungen finanzieren und andererseits ein jährliches Fest zu Ehren der Sparklubs ermöglichen.
In dem Zierbau aus Gildehauser Sandstein steht das künstliche Schwein – es ist ummantelt von einer Rüstung und trägt eine Drehorgel in seinem Innern, die einmal im Jahr von den »Bad Bentheim Schwein«-Sparklubs in Betrieb genommen wird. Sparklubs wurden in Norddeutschland zur Unterstützung Not leidender Seefahrer eingeführt und bestehen heute aus einem geselligen Klubleben, mit Spareinlagen für Feste oder Ausflüge. Abgesandte setzen zur Insel über und lassen mit der Drehorgel ein Jägerlied ertönen, »Ich schieß den Hirsch im wilden Forst« (komponiert 1826 von Franz von Schober, 1796 –1882). Wenn sie das Tier zusätzlich mit einer Eichel füttern, springt aus seinem Hinterteil eine vergoldete Eichenfrucht heraus.
Paul Etienne Lincoln huldigt mit seiner Installation nicht nur dem Grafschafter Bürgersinn. Mit seinem unnachahmlichen englischen Humor befördert er nachhaltig den respektvollen Umgang mit der Landschaft und ihrer Geschichte.
Skulptur: Gießharz, Orgel
Architektur: Sandstein
Soziales Netzwerk: Sparschränke
1959 geboren London
lebt und arbeitet in New York