Ein schmaler, einfacher Holzbohlenweg, knapp über dem federnden Torfboden auf Pfählen verlegt, führt direkt in das vor allem im Sommer nur schwer zu gängliche alte Moorgebiet. Mit vielen Windungen scheint der Weg durch die stetig ihr Gesicht verändernde Wildnis einer aufgegebenen Kulturlandschaft auf kein direktes Ziel zuzulaufen, Haken zu schlagen. Zwischen tiefschwarzen Wasserlöchern stehen kleine lichtdurchlässige Birken- und Eichengruppen, Torfboden und Baumstämme sind überzogen mit Moosen und Flechten, und die einstigen Abstichstellen und Plaggenauf schichtungen geben dem Ort heute eine interessante Terrassen- und Wallstruktur.
Zugleich bewegt man sich hier aber auch mit der schweren Vergangenheit der Lager geschichte Bathorns im Rüc ken. Schönheit und der Reichtum der Natur scheinen sich immer wieder zu mischen mit den allzu gut bekannten Bildern und Geschichten über die Arbeits- und Gefangenenlager des »Dritten Reiches«. Und plötzlich kippt der Blick ins Leere: Auf halber Strecke des etwa 1,2 km langen Rundweges steht der Wanderer unvermittelt vor einer nahezu vollständig ausgeräumten, bei Regenwetter tiefschwarzen, sonst eher rostroten Wüste. Der Übergang von dem sich selbst überlassenen, langsam trockenfallenden Altmoor zum industriell genutzten Torfabbaugebiet könnte nicht abrupter sein.
Mit einer geschickten und sensiblen Dramaturgie der Wegführung leiten Peter Fischli und David Weiss den Besucher auf verwinkelte Pfade durch Geschichte und Gegenwart. Bestimmt von der unübersehbaren Faszination des Ortes und der grausamen Vergangenheit, wird das Moor zum stillen Begegnungsort der eigenen widersprüchlichen Emotionen. Der aufscheinende emo tionale wie intellektuelle Konflikt zwischen Wissen und Erfahrung, zwischen Sichtbarem und Erinnertem ist von jedem Einzelnen individuell zu lösen. Ein schmaler Pfad – gefahrlos zu betreten, aber nicht gedankenlos zu gehen, fest im Boden verankert und doch manchmal schwankend, ein Fußweg, ein Gedankenweg.
Eichenholz, Länge ca. 1.200 m
beide in Zürich geboren
Peter Fischli: 1952
David Weiss: 1946, 2012 verstorben