auf kunstwegen durch das Vechtetal
Über einen Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren entstanden in und um Nordhorn entlang des Flusslaufs der Vechte über 30 Skulpturen, die heute fast exemplarisch und auf internationalem Niveau die jüngere Geschichte der Kunst im öffentlichen Raum nachvollziehbar machen.
Zugleich wurden auf niederländischer Seite der Vechte an Bahnhöfen zwischen Emmen und Zwolle ab 1987 ebenfalls künstlerische Arbeiten im Stadtraum installiert. Für den Lückenschluss über die Grenze hinweg schufen schließlich ab 1998 internationale Künstlerinnen und Künstler neue Werke, die sich intensiv mit der örtlichen Geschichte und der Landschaft beschäftigen. Heute bilden diese mehr als 80 Skulpturprojekte auf einer Strecke von ca. 180 Kilometern Länge unter dem Namen »kunstwegen« eines der größten offenen Museen Europas. Die meisten dieser Kunstwerke stehen unter freiem Himmel und sind rund um die Uhr für jedermann zugänglich.
Vor allem die neueren Künstlerprojekte gehen einen engen Dialog mit den örtlichen Gegebenheiten ein, indem sie Naturphänomene, historische Ereignisse und regionale Eigenheiten aufgreifen und neue künstlerische Akzente im Landschaftsraum setzen. So beschäftigen sich z. B. Ilya und Emilia Kabakov an der deutsch-niederländischen Grenze mit dem, was Menschen trennt und verbindet. Peter Fischli und David Weiss führen den Besucher durch die ökologische Vielfalt des Moores und rufen zugleich die Kriegsgefangenenlager des Dritten Reiches in Erinnerung. Oder Till Krause bietet mit seinen akribischen Beobachtungen und liebevoll gezeichneten Karten am Wegesrand immer wieder ungewohnte Blickwinkel auf die Reiseroute ...
Dies sind nur drei von vielen höchst faszinierenden künstlerischen Begegnungen im Vechtetal. So ermuntert »kunstwegen« inmitten von Heideflächen, Mooren und Waldstücken, vorbei an Kanälen, weiten Wiesen und romantischen Ortschaften zu einer Reise durch die Geschichte und zu den Geschichten, bei der die Kunst als Leitmotiv die vielfältigen Themen auf ungewohnte Weise hervortreten lässt.
raumsichten
Der Landkreis Grafschaft Bentheim führt in Kooperation mit der Städtischen Galerie Nordhorn und der kunstwegen EWIV bis zum Frühjahr 2012 das Skulpturenprojekt raumsichten durch, das aus EFRE Mitteln, der Kulturstiftung des Bundes, der Grafschafter Sparkassenstiftung und zahlreichen weiteren Förderern finanziert wird. raumsichten wird die deutsch-holländische Skulpturenroute von kunstwegen durch die Obergrafschaft Bentheim in Richtung Süden bis nach Ohne an der Nordrhein-Westfälischen Grenze verlängern. Teil des Erarbeitungsprozesses waren zwei interdisziplinäre Arbeitsforen sowie die Ausstellung vorzeichen mit den Projektvorschlägen der 16 nominierten Künstler in der Städtischen Galerie Nordhorn im Frühjahr 2010. Im Zuge dieser Ausstellung wurden acht Entwürfe von einer kundigen Jury zur Realisierung ausgewählt. Das innovative Ziel von raumsichten ist die Zusammenführung von künstlerischen und landschaftsplanerischen Perspektiven im Hinblick auf eine Entwicklung von neuen Umgangsformen mit Landschaft und Kulturraum. Während der zweijährigen Realisierungsphase arbeiten internationale Künstler im direkten Kontakt mit Experten aus Verwaltung und Praxis zu den gesellschaftspolitischen Fragen der Nutzung und Planung von öffentlichem Raum und verbinden so bisher unvereinbar erscheinende Umgangsweisen mit gemeinsamen Lebensräumen.